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The
intervention Passion5 by Knowbotic Research is an atmospheric installation
about different forms of passion: the passion of political activism in street
protests, and the passion of scientific research, articulating playful curiosity
with sytems of public order.
Passion5 reflects the current state of political agency, and its limits.
Slogans and chants from street demonstrations mutate into pure sounds, transmitted
by an urban street cleaning vehicle. Simultaneously, an engineer is trying
to build a flight robot that will navigate autonomously, tracking the indoor
space. The robot is an ambiguous mobile scanner, guarding the space, controlling
movements and behaviour, attracting empathy and attention.
Passion 5 - ein Ereignis von Giaco Schiesser
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Im Ereignis sieht man das Untolerierbare einer Epoche und zugleich
neue Lebensmöglichkeiten, die sie beinhaltet.
Maurizio Lazzarato
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Fahnen, rote,
ohne Aufdrucke - ein orange-farbener Besenwagen, aus dem 1.Mai-Parolen plärren
- ein den Raum scheinbar autonom durchfliegender Zeppelin mit Kamera - ein
Mensch Yannick Fournier (wirklicher Name: Yannick Fournier), Informatiker,
angestrengt etwas programmierend, Hilfe bei den BesucherInnen suchend -
eine 12m Meter hohe Hebebühne, oben eine Grossleinwand, auf der Fournier
als unablässiger Talking Head zu sehen ist. Dazu Flyers, die zum Runterladen
von 1.Mai Parolen als Klingeltönen von einem Internet-Server einladen. Ausserdem:
Eine Art Schild, das an Verbots- oder Achtungs-Schilder auf Baustellen erinnert,
darauf ein anonymisiertes Textfragment. Der Kontext: eine zur Waren- und
Erlebniswelt transformierte Industriehalle. Bausteine des Realen neu zusammengefügt,
Kunst? Seit Duchamps Urinoir - klar, ja. Aber auch etwas ältlich, nicht
mehr ganz frisch, abgegriffen, provokativ? Das war mal. Sehen wir näher
zu. Passion, Leidenschaft. Die roten Fahnen als leere Zeichen. Die skandierten
1.Mai-Parolen - schal, abgegriffen, irreal - und dennoch: Noch in dem delirierenden,
kollektiven Skandieren ist eine Leidenschaft, spürbar, wie auch immer verloren,
wie auch immer gefesselt. Die Parolen - ausgestrahlt und eingesammelt zugleich
vom Besenwagen. Noch mal kenntlich gemacht, ein Angebot, und dann endgültig
auf den Abfallhaufen der Geschichte geschickt. Sauber und adrett bleibt
der Boden zurück. Leidenschaftlich auch der Wissensarbeiter, der voller
Motivation versucht, den Zeppelin zu programmieren.
Passion 5 ist ein zeitgenössisches, hochaktuelles Stück Public Art. Eine
Public Art allerdings, Galaxien entfernt von Public Art als Behübschung,
Gentrifikationsmittel, als Kunst am Bau oder politisch korrekte Intervention
in den öffentlichen Raum. Passion 5 setzt nicht bei der Repräsentation von
Dingen, Sachverhalten, Ereignissen in einem öffentlichen Raum an. Im Gegenteil,
Passion 5 bricht mit dieser Vorstellung. Passion 5 geht von der Einsicht
aus, dass der urbane öffentlich Raum, Öffentlichkeit insgesamt, erstens
nichts Gegebenes ist, zweitens nicht durch Konsens, sondern durch Konflikt
erzeugt wird, drittens dass der öffentliche Raum gar kein Raum (unter Räumen)
ist, sondern eher ein Prinzip: Ein Prinzip der permanenten Dislokation.
Die Bilder, Zeichen und Aussagen von Passion 5 repräsentieren nicht etwas,
sondern stehen unter dem Paradigma des Ereignisses. Sie bilden nicht ab,
sie sind nicht die Lösung eines Problems, sondern Problem selbst: die Eröffnung
eines Möglichen. Die Industriehalle und die darin verfügte, vielfältig zusammengesetzte
Passion 5 schaffen neue Möglichkeitsräume. Die leeren Zeichen für längst
vergangenen Passionen (1.Mai-Reden) verweisen dennoch auf eine unabgegoltene
Lebenslust hinter den leeren Phrasen. Zweite Möglichkeit: Die Lust auf die
Warenwelt, die Einladung zum Herunterladen von Klingeltönen mit 1.Mai-Parolen
als Einladung, am möglichen Hype und seiner Community teilzunehmen, als
betörende Organisation von Wahrnehmungsweisen, die zu Lebensweisen auffordern.
Schliesslich: Die Möglichkeit des leidenschaftlichen Wissenschaftlers als
Selbstunternehmer. Er repräsentiert nicht die Situation, in der wir uns
alle zunehmend befinden, er ist die Situation: der Selbstunternehmer als
Selbstunternehmer, weil er mit dem Publikum (bzw. das Publikum mit ihm)
kollaboriert, kollaborieren muss. Kommt es nicht dazu, scheitern beide.
Umgekehrt: In der Kollaboration als Reden, Kommunizieren, Fragen, Antworten,
mit anderen Worten: In der Kollaboration als Präsentation wird einer möglichen
Welt eine gewisse Wirklichkeit verliehen. Sprachen, Zeichen, Bilder, Aussagen
sind "das Mögliche, mögliche Welten, die die Seelen (die Gehirne) affizieren
und sich in den Körpern verwirklichen müssen" (M. Lazzarato). Bleibt als
letztes die leicht verstellte Aufforderung-/ Verbots-/ Achtung!-Tafel in
Passion 5. Es heisst dort: "Das Wichtigste an unserem Schicksal (…) ist
die Tatsache, daß wir fluktuieren, daß unser Ort nicht klar ist, unsere
Überzeugungen nicht klar sind, dass wir keine Plätze, keine Zeiten vorgeschrieben
bekommen, an und zu denen wir unsere Überzeugungen, unsere Meinungen, und
dann auch unsere Gefühle und Wünsche zur Sprache bringen können. Wird diese
unsere Profanität repräsentiert, d.h. verortet, fixiert, in eine bestimmte
toplogische Ordnung eingeschrieben, dann sind wir nicht mehr wir." Oder
doch?
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performance
(under
construction)
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2005
lateshift, curator: Gianni Jetzer
- knowbotic research 2005
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Puls
5, Zürich
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