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Das Projekt reaktiviert eine historische
Organisation der bürgerlichen Öffentlichkeit in Ludwigsburg - die
Lesegesellschaft. Das ausgehende
18. Jahrhundert, ganz im Zeichen der Aufklärung stehend, prägte
die politische Entwicklung in Europa, und die geistige Emanzipation
des Bürgertums.
Das Lesekabinett Johann Peter Hasenclever, 1843 Gemälde, Historisches
Zentrum der Stadt Remscheid
In dieser Zeit entwickelten
sich die ersten von Bürgern selbst initiierten Lesezirkel und Lesegesellschaften
mit dem Ziel, freien Zugang zu Büchern und damit zum Wissen zu eröffnen.
Die Lesegesellschaften entstanden mit dem Anspruch, deutsche Kultur
und literarische und moralische Bildung zu fördern.
Politische Diskussionen wurden
von höfischer Seite meist unterbunden.
Kupferstich von Daniel Chlodowiecki
Beispiel aus einem historischen Brief:
"Übrigens ist es Ihnen nicht ganz deutlich,
in welchem Sinne Seine Hochfürstliche Gnaden erklären, daß Sie diese
Lesegesellschaft als selbstständig nach allen politischen Regeln
nicht hätten anerkennen oder zulassen können. Und die Vermuthung
werden die Mitglieder der Lesegesellschaft niemals auch nur von
ferne wagen, daß Seine Hochfürstlichen Gnaden die natürliche, nie
veräußerte Freyheit aller Bürger des Staates ihr Privatleben nach
ihrem Gefallen einzurichten und nach ihrem Gefallen sich in freundschaftlichen
Gesellschaften zu versammeln, bekränken, und außer einem gegründeten
Argwohn und nächster Anzeige staatsverderblicher Anschläge einer
Privatgesellschaft eine strenge Aufsicht und obrigkeitlichen Zwang
auflegen wollen. Wodurch nicht bloss diese Gesellschaft, sondern
aus einer natürlichen Folge alle anderen Privatzusammenkünfte aufhören
und mit Ihnen aller freundschaftlicher Umgang, alles wechselseitige
Vertrauen, alle Mittheilung der Ideen, alle Aufklärung und alle
anständige Freude zu Grund gehen müßten, um der Niedergeschlagenheit
einer allgemeinen Trennung, der Heucheley und heimlichen Verbindungen
Platz zu machen, deren Fortschritte und Folgen keine Macht des Staates
ergründen, viel weniger verhindern könnte."
Aus: Karl Theodor von Dahlberg, Schreiben an den
Würzburger Fürstbischof Franz Ludwig, 1785
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