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NZZ
14.6. Villoe Huszai Besucherinnen und Besucher der Anfang Mai eröffneten Ausstellung «Open - Source - Art - Hack» im New Museum of Contemporary Art in New York konnten während einer Woche an zwei Computerstationen von Knowbotic Research die Kommunikationsschnittstellen entfernter Computer auskundschaften. Bei diesem sogenannten Port Scanning werden vor allem Sicherheitslücken gesucht. Bei der Aktion «Minds of Concern: Breaking News»[1] von Knowbotic Research[2] wurden die Rechner von einigen hundert Nichtregierungsorganisationen und Medienaktivisten ins Visier genommen. Der mit transparenten Plasticbehältern in den Farben der US-Flagge angefüllte Museumsraum war dabei als Installation gestaltet, die die aufgefundenen Sicherheitslücken jeweils akustisch und visuell räumlich erfahrbar machte. Nach einer Woche kam jedoch das Aus für das Projekt. Der Provider kappte kurzerhand die Netzverbindung und konnte sich dabei auf seinen Vertrag mit dem Museum berufen; darin ist Port Scanning ausdrücklich untersagt. Räume,
Ströme Die 1991 gegründete, aus der Kölner Medienkunst-Szene hervorgegangene Künstlergruppe beschäftigte sich im Laufe der neunziger Jahre mit Datenräumen und Informationsströmen und visualisierte diese Phänomene in zum Teil sehr aufwendigen Installationen. In «Connective force attack: open way to the public», einer spektakulären Kunstaktion im Hamburger U-Bahn-System, setzte sich Knowbotic Research 2000 zum ersten Mal mit dem Hacken auseinander. Die New Yorker Aktion setzt diesen Strang ihrer Arbeiten fort: Die Ausstellung «Open - Source - Art - Hack» fragt nach den Möglichkeiten kreativen Hackens. Man könnte die Kunstaktion von Knowbotic Research als derben Wink an die Systemverantwortlichen auffassen, die Sicherheitsmassnahmen zu verstärken und undichte Ports zu schliessen. Dass Knowbotic Research gerade Nichtregierungsorganisationen ins Visier nahm, hat jedocheinen Hintersinn: Damit stellt Knowbotic Research den durch den 11. September wachsenden Ruf nach maximaler Sicherheit in Frage. Die Aktion demonstriert, dass es zwar erstens Sicherheitsprobleme gibt, dass es zweitens aber nurunter Verlust sozialer und demokratischer Handlungsspielräume möglich wäre, maximale Sicherheit herzustellen. «Minds of Concern: Breaking News» ist nicht nur, aber auch ein Stück Aufklärungsarbeit zum Medium Internet; es macht die Öffentlichkeit auf das Phänomen des Port Scanning aufmerksam. Paranoide
Sysops Bis jetzt hat Knowbotic Research die aus dem Netz verbannte Site nicht wieder aufgeschaltet, aber die New Yorker Installation ist nach wie vor zu sehen, wenn auch nicht in Betrieb. Eine Fortsetzung des Online-Projektes soll es geben, aber die drei Künstler wollen jene Rollen, die durch die Zensurierung ihres Projektes naheliegen, nicht übernehmen. Man habe sie gedrängt, so schnell wie möglich einen alternativen Provider ausserhalb der USA zu finden und weiterzumachen. Das Kunsthacken als Selbstzweck interessiere sie dafür aber nicht, so wenig wie die Rolle des Institutionskritikers, der das New Museum im Speziellen oder die Institution der Kunstausstellunggenerell als ungeeignet für experimentelle Netzprojekte brandmarkt. Knowbotic Research interessiert die Komplexität des Netzes als eines öffentlichen «Wissensgenerierungsraums», wie Wilhelm im Gespräch die Verflechtung von Datenraum und öffentlich-sozialem Raum nennt. Villö Huszai |
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